„Politik muss den Wandel mitgestalten“
„Wir befinden uns in einer Zeit voller Umbrüche und Neugestaltungen. Demografie, Globalisierung und Digitalisierung führen zu einem rasanten Wandel auf dem Arbeitsmarkt. Der Begriff ‚Arbeit 4.0‘ hat sich in dieser Zeit zu einem Synonym für den ‚Arbeitsmarkt der Zukunft‘ entwickelt. Wandel ist aber nichts Neues. Es gab immer Veränderungen durch technische Innovationen. Wir müssen den Wandel allerdings mitgestalten und mitbestimmen.“
„Fachtagungen, Ausschüsse und Arbeitsmarktforscher beschäftigen sich mit dem Thema. Was aber tatsächlich in den nächsten Jahren auf uns zukommt und wie digital, flexibel und vernetzt die zukünftige Arbeitswelt sein wird, lässt sich nur schwer abschätzen. Klar ist dennoch: Arbeitsformen und werden sich ändern und Aufgabenbereiche werden sich verlagern. Das wird auf der einen Seite Arbeitsplätze kosten. Auf der anderen Seite entstehen ebenso auch neue Arbeitsplätze. Weiterbildung und Qualifizierung werden immer wichtiger, um mit der abnehmenden ‚Halbwertzeit des Wissens‘ Schritt halten zu können. Kompetenzen müssen an neue Anforderungen moderner Technologien, an die stärkere Dienstleistungsorientierung und die zunehmende Internationalisierung angepasst werden.
Arbeit 4.0 wird Chancen schaffen, aber auch zu Unsicherheiten führen. Hier ist nun vor allem auch die Politik gefragt. Politik muss den Wandel mitgestalten. Sie muss Vertrauen und Sicherheit geben und auch den Rechtsrahmen an diesen Wandel anpassen.
Home-Office gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hier müssen wir beispielsweise das Arbeitszeitgesetz in den Blick nehmen und den neuen Bedingungen anpassen. Es wird aber auch nötig sein, in die Infrastruktur an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zu investieren. Wir brauchen eine moderne Ausstattung und gut ausgebildetes Lehrpersonal, das den Wandel mitgestaltet und voranbringen kann.
Gerade im Handwerk schreitet der Digitalisierungsprozess noch etwas schleppend voran. Viele familiengeführte, traditionsreiche Handwerksunternehmen scheuen die Umstellung und den damit verbundenen Aufwand. Es gibt aber auch hier Beispiele, die zeigen, dass die Umstellung reibungslos funktionieren kann. Ein Malerbetrieb in Lüdinghausen, in meinem Wahlkreis, hat beispielsweise ein digitales Dokumentenmanagement eingeführt. Alle Abstimmungsprozesse laufen nun digital über Smartphones und Tablets. Der Geschäftsführer und Inhaber des Malerbetriebs hat seine 20 Mitarbeiter mitgenommen und für diese Umstellung motiviert. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe in diesem Prozess. Veränderung bedeutet schließlich immer auch Mehraufwand. Da muss der Chef auch schon mal Überzeugungsarbeit leisten und seinen Mitarbeitern klarmachen, welche Vorteile die Umstellung auf ein digitales Dokumentenmanagement mit sich bringt. Im zweiten Schritt hat er Jüngere und Ältere zu einem Arbeitsgespann zusammengebracht. Die Jüngeren haben den Älteren beigebracht, wie sie die Daten richtig in ihr Smartphone eintragen und in das System einspeisen. So stelle ich mir konkrete, praktische Einführung von Digitalisierung in kleinen und mittleren Betrieben vor, die keine eigenen Weiterbildungseinrichtungen haben.
Wir müssen berufliche Weiterbildung zunehmend in den Arbeitsprozess integrieren und direkt in den Betrieben stattfinden lassen. Das setzt, je nach Anforderungen des Arbeitsplatzes und Profil der Beschäftigten, ein sehr individuell geprägtes Weiterbildungsverständnis voraus. Pauschale Weiterbildungsangebote sind hier wenig zielführend, denn es geht in den Betrieben um eine passgenaue und bedarfsgerechte Vermittlung digitaler Kompetenzen.“