„Wir brauchen keine dritte Massendroge“
„Cannabis ist nicht harmlos“: Dies stellte Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte des Bundes, gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion im Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg in Coesfeld klar. Und auch am Schwerpunkt ihrer Arbeit ließ sie keinen Zweifel. „Die Gesundheit muss im Mittelpunkt stehen“, unterstrich die CSU-Politikerin, die auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann in die Kreisstadt gekommen war.
Auch für Marlene Mortler ist es nicht selbstverständlich, dass an Schulen offen über Cannabiskonsum gesprochen werde. Dabei hätten rund ein Fünftel aller jungen Erwachsenen innerhalb eines Jahres wenigstens einmal „gekifft“. Unmissverständlich brachte sie ihre Haltung auf den Punkt: „Alkohol und Tabak sind schlimm genug, wir brauchen keine dritte Massendroge. Cannabis soll illegal bleiben“. Als Gründe führte sie vor allem gesundheitliche Folgen an, darunter Psychosen, Depressionen oder Schädigungen des Gehirns. „Diese Folgen werden zu oft verharmlost.“ Davor warnte auch der Diplom-Psychologe und Kreis-Schulausschussvorsitzende Valentin Merschhemke: „Je früher jemand einsteigt, umso größer ist die Gefahr einer Abhängigkeit“, so der Vertreter der CDA.
Die Polizei ist ebenfalls alarmiert. Kriminalhauptkommissar Andreas Nitz sprach von professionellen Tätergruppen auch im Kreis Coesfeld. „Deutschlands größte Cannabisplantage“ flog bereits vor einigen Jahren in Nordkirchen auf, erst vor kurzem seien 219 Kilo der Droge in Lüdinghausen sichergestellt worden. Die Diskussion über die Legalisierung fand er „schädlich“, denn viele Konsumenten glaubten, mit dem Besitz kleiner Mengen mache man sich nicht strafbar. Er wünschte sich hier eine deutlichere Klarstellung.
Marc-André Tews, Leiter des Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskollegs, betonte, dass es wichtig sei, mit Jugendlichen im Gespräch zu bleiben. Die Konsumenten ernst zu nehmen, sah auch Dr. Gerhard Pohl als notwendig an. „Wir müssen nach den Gründen für den Konsum suchen“, betonte der Leiter der Fachstelle Suchtprävention der Caritas. Dies wecke die Bereitschaft, sich mit den Risiken zu beschäftigen und erhöhe die Glaubwürdigkeit.
Das Publikum, darunter durchaus auch Befürworter einer Legalisierung, diskutierte ebenfalls mit. Einige kritisierten eine Kriminalisierung der Konsumenten. Sowohl Marlene Mortler als auch Andreas Nitz betonten aber, dass die Staatsanwaltschaft bei geringen Vergehen das Verfahren in der Regel einstelle. Die Beratungslehrerin einer Coesfelder Schule brachte ein weiteres Problem des Cannabiskonsums ins Spiel: „Viele bewältigen den Schulalltag nicht mehr, schaffen Abschlüsse nicht, stehen Praktika nicht durch und scheitern letztlich beim Einstieg ins Arbeitsleben“, warnte sie.