Über die aktuelle Situation im Handwerk informierte sich der Vorstand der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) im Bezirk Münsterland bei seiner letzten Vorstandssitzung. In der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf in Rheine begrüßte der Geschäftsführer und Verantwortliche für den Bereich Bildung, Günter Schrade, die politischen Gäste. In einem kurzen Referat stellte er die Kreishandwerkerschaft vor und regte zu einer intensiven Diskussion zum Thema Ausbildung oder Studium an.
Schrade betonte, dass die Mitgliedschaft in der Kreishandwerkerschaft, die sich selbst als Dienstleister für die Innungsbetriebe sehe, freiwillig sei. „Derzeit betreuen die rund 300 Mitarbeiter der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf insgesamt 33 Innungen mit fast 2.600 Mitgliedsbetrieben. Ziel sei es sich insbesondere regional um die Aus- und Fortbildung zu kümmern, denn die Regelung und Überwachung der Lehrlingsausbildung sowie die Weiterbildung seien hoheitliche Aufgaben der Kreishandwerkerschaft als Bildungsträger“, erläuterte Günter Schrade. Gleichwohl habe es das Handwerk in der heutigen Zeit nicht besonders leicht. Nicht zuletzt das Thema Inklusion sorge auch im Handwerk für Diskussionsbedarf. Die Notwendigkeit der Integration und der Umsetzung der Inklusion sehe auch er, betonte Schrade, allerdings, fordere die Umsetzung einen erhöhten Personalbedarf und finanzielle Mittel. „Wie soll man das stemmen? Wer hat mit den Praktikern gesprochen?“, fragte der Referent kritisch.
Zudem sei es aufgrund der Diskussion über den Ruf und Wegfall der Hauptschulen und der Einführung der Sekundarschulen, zunehmend schwieriger Nachwuchs im Handwerk zu finden. „Ganz wenige Auszubildende im Handwerk haben Abitur“, erklärte Schrade. Günter Gromotka, selbst Studiendirektor und CDA-Mitglied, ergänzte: „In der Gesellschaft herrscht die weit verbreitete Mentalität, dass nur ein Studium zu einem erfolgreichen Berufsleben führt. Hierdurch wird dem Handwerk der Nachwuchs genommen.“ In der Diskussion ist vom Wertewandel in der Gesellschaft die Rede. Man brauche sich nur das Vorabendprogramm im Fernsehen anschauen. Dort sehe man junge Menschen, Milchkaffee trinkend, mit viel Geld. „Das Handwerk kommt dort nicht vor.“, kritisierte Schrade. Viele Abiturienten entschieden sich für ein Studium und nicht für eine handwerkliche Ausbildung und das, so Karl-Heinz Hagedorn, Vorsitzender der CDA des Kreises Steinfurt, wo doch der Gesellenbrief ein Qualitätssiegel „Made in Germany“ darstelle.
Frühzeitig Kontakt zu den Schülern bekommen und das Handwerk bei Berufserkundungstagen attraktiv vorstellen. Dies sei eine Möglichkeit, für das Handwerk zu werben, sind sich CDA’ler und Günter Schrade von der Kreishandwerkerschaft einig. Aber, ein Problem ist allen bekannt: Der Handwerkslohn kann von der Höhe her nicht mit dem Industrielohn mithalten. Hier müsse noch nachgebessert werden, weil sonst die vielen Möglichkeiten und Chancen, die das Handwerk jungen Menschen auf ihrem Berufsweg bietet, nicht die Beachtung finden, die sie verdienen.